Aufsichtsratsstudie 2023 von Hengeler Mueller und AdAR: Zukunftsthemen stehen im Fokus – Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien gehören zu den zentralen Einflussfaktoren

21.09.2023

In Anbetracht verschärfter Umweltgesetze, Compliance- und Qualitätsrichtlinien sind Nachhaltigkeitsaspekte und die ESG-Kriterien in den Fokus der Aufsichtsratsagenda gerückt und zu einem immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor für Unternehmen geworden. Wie schon im vergangenen Jahr räumen die Aufsichtsräte der Aufstellung des Unternehmens für die Zukunft grundsätzlich die größte Relevanz ein. Daneben bestimmen die weltweit fortbestehenden geopolitischen Unsicherheiten weiterhin die deutsche Unternehmenslandschaft. Das geht aus der diesjährigen Aufsichtsratsstudie des Arbeitskreises Deutscher Aufsichtsrat (AdAR e.V.) und Hengeler Mueller hervor, die heute beim 12. Frankfurter Aufsichtsratstag vorgestellt wurde.

Insgesamt ist festzustellen, dass drei Top-Themen für die Aufsichtsratsarbeit in diesem Jahr (Nachhaltigkeit/ESG, Digitalisierung und Geopolitische Unsicherheiten) gleichermaßen relevant und die Unterschiede in der Gewichtung marginal sind. Anders als im Jahr 2022 erachten die meisten befragten Aufsichtsräte in diesem Jahr ESG und Nachhaltigkeitstransformation als das zentrale Thema auf ihrer Agenda (85 Prozent Zustimmungsquote). Mit 84 Prozent ordnen die befragten Aufsichtsräte jedoch auch weiterhin die Digitalisierung bzw. die digitale Transformation als bedeutsames Thema ein. Aufgrund der weltweit andauernden Krisensituationen wird die Agenda der Aufsichtsräte zudem zusätzlich durch die geopolitischen Unsicherheiten bestimmt (Zustimmungsrate von 82 Prozent).

„Mit Blick auf die Aufstellung des Unternehmens für die Zukunft wachsen die Pflichten und Anforderungen für Unternehmen insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit/ESG sowie Digitalisierung deutlich an. Daher ist es wenig verwunderlich, dass diese ganz oben auf der Aufsichtsratsagenda stehen. Erhebliche und fast zunehmende Bedeutung hat daneben aber die geopolitische Entwicklung für strategische Entscheidungen zu Zielmärkten wie auch für Lieferketten", sagt Prof. Dr. Stefan Siepelt, Geschäftsführender Vorstand des Arbeitskreises deutscher Aufsichtsrat (AdAR) und Co-Autor der Studie. „Sie werden über den langfristigen Unternehmenserfolg entscheiden, da alle drei Aspekte sich zu maßgeblichen Einflussfaktoren für Unternehmen entwickelt haben."

Damit einhergehend richtet sich der Fokus der Aufsichtsratsarbeit neu aus und es ergeben sich neue Herausforderungen für die Arbeits- und Entscheidungsprozesse, die mit der Neufassung des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) 2022 noch einmal unterstrichen wurden. Die Änderungen sind von großer praktischer Relevanz und wirken sich unmittelbar auf die Besetzung der Gremiumsmitglieder und deren Kompetenzprofile aus. So wird insbesondere im Hinblick auf das Fokusthema Nachhaltigkeit auch die besondere Sachkunde im Aufsichtsgremium zunehmend zu einem festen Bestandteil. Während im vergangenen Jahr erst eine knappe Mehrheit (51 Prozent) das Kriterium in ihrem Unternehmen als erfüllt ansah, sieht dies in diesem Jahr bereits eine deutliche Mehrheit (69 Prozent), bei den börsennotierten Unternehmen sogar 82 Prozent. Insoweit kommt auch der Erarbeitung und Veröffentlichung einer entsprechenden Qualifikationsmatrix zur Umsetzung der Kompetenzprofile eine maßgebliche Bedeutung zu. Hierbei stimmen 56 Prozent zu, bereits Erfahrungen mit der Erarbeitung und Veröffentlichung einer Qualifikationsmatrix zu haben, bei den börsennotierten Unternehmen sogar 76 Prozent.

„Unsere Studie zeigt, dass sich die Arbeit des Aufsichtsrats angesichts der neuen Vorgaben an Expertise und Kompetenz unverkennbar im Umbruch befindet. Es wird deutlich, dass sich die Rolle und das Bild des Aufsichtsrats gewandelt hat – vom Kontrolleur hin zum Sparringspartner auf Augenhöhe", sagt Dr. Daniela Favoccia, Partnerin bei Hengeler Mueller und Co-Autorin der Studie. „Die Studie zeigt auch, die Unternehmen nehmen diese neuen Herausforderungen an und setzen sie bereits vielfach um". Weitere Ergebnisse der Studie:

• Eine klare Mehrheit der befragten Aufsichtsräte (71 Prozent) stimmt zu, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeitskompetenz für die Aufsichtsräte im vergangenen Jahr zugenommen hat.

• Das Thema Lieferketten bleibt 2023 ebenso relevant. Auch wenn die Bedeutung des Themas ein wenig zurückgegangen ist (70 Prozent Relevanzquote im Jahr 2023 versus 79 Prozent in 2022), beschäftigt die Thematik die Aufsichtsräte aufgrund von Lieferengpässen und der Energiepreisentwicklung fortwährend.

• Ein Thema, das in diesem Jahr zum ersten Mal in unsere Studie aufgenommen wurde, ist die Beurteilung der Wirksamkeit des internen Kontrollsystems (IKS) und des Risikomanagementsystems (RMS) durch die Aufsichtsräte (68 Prozent Zustimmungsquote).

• Einen zentralen Aspekt bei der ganzheitlichen Beratung und Kontrolle des Vorstands bildet die Finanzexpertise. Wie bereits im vergangenen Jahr, sieht die Mehrheit der befragten Aufsichtsräte diese vor allem bei einer Berufserfahrung als Finanzvorstand gegeben an (81 Prozent Zustimmungsquote).

• Die Arbeit des Aufsichtsrats wird teilweise durch ein eigenes Aufsichtsratsbüro organisatorisch unterstützt; dies ist allerdings nicht sehr verbreitet. eine deutliche Mehrheit der von uns befragten Aufsichtsräte antwortete mit "nein" (67 Prozent) auf die Frage, ob es in ihrem Unternehmen ein eigenes Aufsichtsratsbüro gäbe.

• Professionalisierungsaspekte, wie etwa die regelmäßige Überprüfung der Arbeits- und Entscheidungsprozesse der Aufsichtsräte, geraten aktuell ein wenig in den Hintergrund, wenngleich der Effizienzprüfung hohe Bedeutung beigemessen wird (72 Prozent Zustimmungsquote).

Alle Ergebnisse der Studie können unter dem folgenden Link abgerufen werden:
https://hengeler-news.com/de/articles/aufsichtsratsstudie-2023

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