Baker & McKenzie: Chinesische Investitionen nach Europa erreichen Rekordniveau

16.02.2015

Direktinvestitionen im Jahr 2014 bei $18 Mrd.; seit 2009 bei $55 Mrd.

Baker & McKenzie erwartet Angleich des Verhältnisses von Handels- und Transaktionsvolumen

Global, 12. Februar 2015 – Eine von der globale Anwaltssozietät Baker & McKenzie beauftragt Recherche zeigt, dass chinesische Investitionen nach Europa im vergangenem Jahr ein Spitzenniveau erreicht haben. Nach einem kurzen Einbruch im Jahr 2013 wurden im letzten Jahr von chinesischen Unternehmen 155 Investitionstransaktionen in einem Gesamtwert von $18 Milliarden nach Europa getätigt.

Davon verteilen sich ein Wert von$ 1.6 Milliarden nach Deutschland, noch übertroffen von $5.1 Milliarden nach UK, $3.5 Milliarden nach Italien, $2.3 Milliarden in die Niederlande und nach Portugal $2 Milliarden. Insbesondere haben Chinesen in die Bereiche Landwirtschaft und Ernährung ($4.1 Mrd.), Energie ($3.7 Mrd.), Immobilien ($3 Mrd.), Automobil ($2.2 Mrd.), und Finanz- und Unternehmensdienstleistungen ($1.7 Mrd.) investiert.

Die Studie, Reaching New Heights, wird in Zusammenarbeit mit der Investment Bank CICC im März vollständig veröffentlicht und basiert auf Daten der Recherchegruppe Rhodium. In den Rechercheergebnissen wird auf die Investitionen in die genannten neuen Sektoren hingewiesen, darunter chinesische Investitionen in bekannte Marken wie Peugeot Citroën in Frankreich oder KION in Deutschland.

"Chinesische Investitionen in Europa sind in den letzten Jahren wesentlich vielfältiger geworden und erstrecken sich nun über ganz Europa.", kommentiert Dr. Thomas Gilles, Leiter der EMEA-China Gruppe bei Baker & McKenzie. "Wir sehen eine Reifung und Normalisierung der chinesischen Investitionsprozesse im Einklang mit der internationalen Wirtschaft."

Die Zeichen stehen aufgrund der neuen erleichterten regulatorischen Bedingungen auf zunehmende diversifizierte Investitionen in Europa. Allerdings wird auch die USA immer interessanter für die chinesischen Investoren, sodass die europäischen Wirtschaftstreiber gut daran beraten wären, weitere strukturelle Hindernisse abzubauen und Wachstumsmärkte langfristig auszurichten.

Thomas Gilles sagt dazu: "Der wichtigste Motor vergangener Outbound Investitionstätigkeit war der schnelle Wandel der chinesischen Binnenwirtschaft. Während China in den letzten Jahren bereits Fortschritte bei der Anpassung ihres Wachstumsmodells gemacht hat, wurden tiefgreifende Reformen noch nicht umgesetzt. Diese werden Outbound Investitionen in Vermögenswerte, worüber die EU ausreichend verfügt, wie zum Beispiel Marken und Technologien, weiter steigern."

Wie investieren Chinesen in Europa?

Die Verschiedenartigkeit chinesischer Investitionen hat sich in Europa aus bestehenden Mustern entwickelt. Neben der wachsenden Bedeutung der private Investoren in den vergangenen fünf Jahren ist ein bemerkenswerter Trend der Anstieg der Finanzinvestoren, einschließlich Private Equity-Fonds, staatlicher Körperschaften und Versicherungsunternehmen.

Thomas Gilles erklärt: "Der Anstieg von Private Equity Fonds und anderer Finanzinvestoren in chinesische Auslandsinvestitionen verändert die Anlagestrategien. Anlagestrategien bewegen sich vom Allein- zum Miteigentum. Es wurde erkannt, dass Minderheitsbeteiligungen oft helfen, Mehrwert für weniger erfahrene chinesische Investoren zu erhalten und zu schaffen."

Markteintrittsstrategien und Geschäftsstrukturen verändern sich: Während die Akquisition der bevorzugte chinesische Einstieg bleibt, wechseln reine Repräsentanzen in operative Präsenzen (echte Greenfield Projekte) in Anzahl und Wert. Die meisten Unternehmen wechseln von Büro- zum Lagerbetrieb, zu Produktionsanlagen, Forschungs- und Entwicklungszentren und Immobilienentwicklungen. Im M&A-Bereich ist der größte Trend ein größerer Anteil kleiner und mittelgroßer Transaktionen und mehr Bereitschaft zum Erwerb von Minderheitsbeteiligungen.

Im letzten Jahrzehnt konnte die Mehrheit der chinesischen Unternehmen ihre EU-Marktpräsenz durch Greenfield Projekte und Ausbauten (69% aller Deals) stärken. Angesichts der Investitionsgröße jedoch lässt sich der Großteil der Anlagewerte auf Akquisitionen (86% des Gesamtwertes) zurückführen, da diese Angebote in der Regel kapitalintensiver als Greenfield Projekte und Erweiterungen sind.

In welchen europäischen Ländern investieren chinesische Investoren?

Seit der Jahrtausendwende haben die folgenden vier Länder, die meisten chinesischen Investitionen angezogen: Großbritannien ($16 Mrd.), Deutschland ($8.4 Mrd.), Frankreich ($8 Mrd.) und Portugal ($6,7 Mrd.), gefolgt von Italien, den Niederlanden, Ungarn, Schweden, Spanien und Belgien.

Während 70% der Investitionen in den letzten zehn Jahren in jenen Volkswirtschaften getätigt wurden, die relativ unbeschadet aus der Krise hervorgegangen sind, wird aber auch ein deutliches Interesse an der Privatisierung staatlicher Industrien, wie beispielsweise Versorgungs-, Transport- und Logistikstrukturen in Ländern wie Portugal, Italien und Spanien gezeigt.

"Chinesische Investoren nutzen klare Chancen, die auf den Märkten durch schwierige Zeiten entstehen, aber sie sehen auch erhebliche Vorteile von Investition in stabile Länder, in denen es starke bestehende wirtschaftliche Beziehungen zu China durch Handel und Tourismus gibt.", sagte Danian Zhang, Co-Leiter von Baker & McKenzie Corporate Praxisgruppe in China. "Sie planen langfristiges Engagement in der europäischen Wirtschaft."

Investitionen nach Deutschland lagen in dem gesamten Untersuchungszeitraum zwischen 2000 und 2014 an zweiter Stelle im Vergleich zu den Investitionen in andere europäischen Länder in dieser Zeit, mit UK als Spitzenreiter. Top fünf Branchen, die in Deutschland über den gesamten Zeitraum dabei ins Gewicht fallen, sind Industrieausrüstung, Automobil, Informationstechnologie, Energie sowie Finanzdienstleistungen.


Welche Wirtschaftsbereiche schauen sich die Chinesen in Europa an?

Chinesische Investitionen in der EU verteilen sich auf ein breites Spektrum von Sektoren. Für den gesamten Zeitraum von 2000-2014 waren die Top-Empfänger chinesischen Kapitals die folgenden Industrien: Energie ($17 Mrd.), Automobil ($7.7 Mrd.), Immobilien ($6,4 Mrd.), IT ($3,5 Mrd.) und Finanzdienstleistungen ($1.7 Mrd.).

Toby Clark, Head of Investment Banking bei CICC Europe erklärt: "Die Branchen, für die sich chinesische Investoren interessieren, verlagern sich schnell, was die Änderung der Position chinesischer Unternehmen in globalen Wertschöpfungsketten und die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen in China für Outbound FDI widerspiegelt."

Und was passiert als Nächstes?

Während Investitionen in die Europäische Union im Jahr 2014 neue Höhepunkte erreichten, sind sich die meisten Beobachter einig, dass chinesische Investitionen noch mehr Wachstumsspielraum bieten. Sowohl die wirtschaftlichen als auch die politische Gegebenheiten unterstützen eine positive Einstellung zu weiterhin großen chinesischen Investitionen in den kommenden Jahren.

Der Vergleich zwischen Transaktionsvolumen der Direktinvestitionen zwischen China und Europa und die Tatsache, dass China mit einem Handelsvolumen von mehr als 1 Milliarde USD am Tag eindeutig der größte Importeur nach Europa ist und umgekehrt, zeigt, dass es beim Investitionsvolumen durchaus Raum nach oben gibt. Zieht man den Vergleich mit den USA, wird ein Angleich des Verhältnisses von Handels- und Transaktionsvolumen erst recht erwartet.

"Es gibt natürlich Auf- und Abwärtsrisiken. Eine Strukturreform in der EU, eine Rückkehr zu solidem Wirtschaftswachstum und ein Ende der politischen Instabilität, würden die Investitionen sogar weiter befördern. Eine weitere Abschwächung der chinesischen Wirtschaft könnte aber auch die wirtschaftlichen Auswirkungen und politische Bereitschaft, im Ausland zu investieren, beeinflussen. Aber wir bleiben optimistisch, dass in den nächsten zehn Jahren noch mehr chinesischen Investitionen in der EU zu beobachten sein werden," hält Thomas Gilles fest.

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