Freshfields-Umfrage: Whistleblowing gewinnt an Bedeutung in Unternehmen

29.11.2017

Jüngste Ergebnisse einer im Auftrag der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer LLP international durchgeführten Umfrage zeigen, dass sich Whistleblowing zunehmend zu einer gelebten Praxis in Unternehmen weltweit entwickelt. Die Unternehmenskultur vieler Arbeitgeber hält jedoch noch immer Mitarbeiter davon ab, beobachtete oder vermutete Unregelmäßigkeiten oder Fehlverhalten bei den dafür zuständigen Stellen im Unternehmen aktiv zu melden.

Im September 2017 wurde Censuswide von Freshfields damit beauftragt, eine Befragung von 2.500 Führungskräften in den USA, Asien und Europa durchzuführen, um die Sicht der Unternehmen zum Thema Whistleblowing in Erfahrung zu bringen.

Nach den Ergebnissen dieser Umfrage hatten annähernd die Hälfte (47 Prozent) der befragten Führungskräfte Berührung mit dem Thema Whistleblowing. Diese Zahlen legen eine Verschiebung der Verhältnisse seit dem Jahr 2014 nahe, in dem Censuswide in Zusammenarbeit mit Freshfields eine ähnliche Umfrage durchgeführt hatte. Damals gaben lediglich 34 Prozent der befragten Führungskräfte diesen Grad an Betroffenheit an. Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt die Umfrage aus dem Jahr 2017 auch insofern, als lediglich 13 Prozent der befragten Führungskräfte angeben, dass ihre Unternehmen dem Thema Whistleblowing generell kritisch gegenüberstehen. Dies steht in Kontrast zur Umfrage aus dem Jahr 2014, in der noch 40 Prozent der befragten Führungskräfte berichteten, dass ihre Unternehmen Whistleblowing ablehnten. Unternehmen bestimmter Branchen und Länder scheinen sich dabei stärker für interne Möglichkeiten des Whistleblowing einzusetzen als andere. Die jüngsten Daten zeigen, dass Führungskräfte aus Unternehmen in Frankreich und aus dem Bereich IT und Telekommunikation besonders häufig mit Fällen von Whistleblowing in Berührung kommen. So bestätigen 56 Prozent beziehungsweise 63 Prozent dieser Führungskräfte eine entsprechende Befassung mit dem Thema in der Vergangenheit. Im Gegensatz dazu hatten aus dem Kreis der Befragten im Jahr 2017 Führungskräfte aus Unternehmen in Großbritannien und solche aus dem Bereich Kunst und Kultur am seltensten mit Whistleblowing-Aktivitäten Kontakt. Lediglich 35 Prozent beziehungsweise 19 Prozent dieser Führungskräfte bestätigen eine Befassung mit dem Thema in der Vergangenheit.

Während die Umfrage einerseits eine prinzipiell gestiegene Bereitschaft zum Whistleblowing weltweit zeigt, verdeutlicht sie zugleich, dass die Unternehmenskultur vieler Arbeitgeber nach wie vor Führungskräfte davon abhält, selber als Whistleblower in Erscheinung zu treten. Von den an der Umfrage im Jahr 2017 beteiligten Führungskräften äußerten 55 Prozent die Befürchtung vor einem Karriereeinschnitt oder Reputationsverlust, der sie und ihre Kollegen von Whistleblowing abhalte. Dies gilt insbesondere für Führungskräfte in Hong Kong (62 Prozent) sowie in Großbritannien (58 Prozent).

Weitere 55 Prozent der befragten Führungskräfte haben die Befürchtung, dass die Anonymität ihrer Hinweise nicht gewahrt sei, wodurch sie und ihre Kollegen vom Whistleblowing abgehalten würden. Diese Sorge äußerten vor allem Führungskräfte in den USA (62 Prozent) sowie im Gesundheitswesen (68 Prozent). Anonymität beziehungsweise mangelnde Anonymität ist ein wiederkehrendes Thema der Umfrage aus dem Jahr 2017, wonach mehr als die Hälfte aller befragten Führungskräfte (59 Prozent) sagten, dass es ihren Unternehmen wichtig sei, die Identität des Whistleblowers zu kennen.

Dr. Timon Grau, Partner im Bereich Arbeitsrecht: „Ein Whistleblowing-System zählt zu den wichtigen Elementen einer Compliance-Organisation. Hier sieht man in Unternehmen teils noch Entwicklungsbedarf. Bei der Implementierung derartiger Systeme sind vielfältige Interessen zu bedenken und Compliance-Anforderungen mit dem Datenschutz und Arbeitsrecht überein zu bringen.“

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