KWAG · Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht Gieschen und Ahrens: Bittere Pillen von der Apotheker- und Ärztebank Medico Immobilien Fonds in Schieflage
KWAG · Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht Gieschen und Ahrens
Bremen, Hamburg, 28. Mai 2008: Die Gebau AG hat unter der Bezeichnung
Medico Immobilien Fonds in den Jahren 1984 bis 2005 zahlreiche
geschlossene Immobilienfonds aufgelegt. Nach Angaben der auf
Kapitalanlagerecht spezialisierten Kanzlei KWAG aus Bremen haben sich an
den 52 verschiedenen Fonds mit einem Zeichnungskapital von insgesamt
rund 385 Millionen Euro etwa 15.000 Anleger als Gesellschafter beteiligt.
Von den derzeit noch bestehenden 38 Medico Fonds, die allesamt als
Kommanditgesellschaft gestaltet sind, befinden sich viele in wirtschaftlicher
Schieflage. So könnten bei der überwiegenden Zahl der Fonds gar keine
oder nur geringe Ausschüttungen an die Gesellschafter geleistet werden.
Teilweise würden die tatsächlichen Ausschüttungen der Fonds bis zu 38
Prozent von den prospektierten Ausschüttungen abweichen. Die von der
Gebau AG übernommenen Mietgarantien seien zum Teil bereits
ausgelaufen, was zu einer drastischen Verschlechterung der
Vermietungssituation und somit zu einer Reduzierung der Mieteinnahmen
geführt habe. Vermittelt wurden die Medico Fonds von der Deutschen
Apotheker- und Ärztebank eG und der Bonnfinanz AG.
Laut KWAG Rechtsanwalt Jan-Henning Ahrens fallen bei Durchsicht der
Verkaufsprospekte einige Unstimmigkeiten im Hinblick auf die getroffenen
wirtschaftlichen Prognosen auf: „Die Mieteinnahmen, insbesondere die
prognostizierten Mietsteigerungen unter Berücksichtigung der gewählten
Immobilienstandorte sind als unrealistisch anzusehen.“ Nur durch die zu
hoch prognostizierten Mieteinnahmen habe bei vielen der Immobilienfonds
überhaupt eine Deckung der Ausgaben und Ausschüttungen „rechnerisch
dargestellt“ werden können. Bei einigen der Fonds würden die weichen
Kosten, also die Kosten für den Vertrieb und die Prospekterstellung, mehr als
30 Prozent der Gesamtinvestitionssumme betragen.
Bei dem Medico Fonds Nr. 30 stelle sich die wirtschaftliche Situation derzeit
besonders prekär dar. So seien die Ausschüttung der Gesellschaft um fast
ein Drittel hinter den prognostizierten Ausschüttungen zurückgeblieben.
Zudem habe das Auslaufen der Mietgarantie der Gebau AG Ende 2004 zu
Mindereinnahmen von 4,5 Millionen Euro pro Jahr geführt. Nach Ansicht von
Jan-Henning Ahrens, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, der
Bremer Kanzlei KWAG, ist das Fondskonzept von Anfang an nicht tragfähig
gewesen, weil das Fondsobjekt zu einem zu hohen Preis erstellt worden sei
und die "weichen Kosten" mit 33 Prozent branchenunüblich hoch gewesen
seien: „Die prognostizierten Mieten und Mietsteigerungen war daher nicht zu
realisieren.“ Zahlreiche Fondsgesellschafter hätten bereits ihren Austritt aus
der Gesellschaft erklärt. Am 5. Juni 2008 findet in Düsseldorf eine
außerordentliche Gesellschafterversammlung statt, auf der über eine
Sanierung des Fonds beraten werden soll.
Bei den Medico Immobilienfonds handelt es sich laut Ahrens um
Kapitalanlagen mit hohen wirtschaftlichem Risiko. So stelle sich für die
Anleger wie bei jeder Kommanditgesellschaft die Frage, ob es sich bei den
erhaltenen Ausschüttungen um eine echte Rendite oder nur um eine
gewinnunabhängige Entnahme handelt, durch die die
Kommanditisteneinlage vermindert wird: “Sofern die vorgenommenen
Ausschüttungen nicht aus Gewinnen der Gesellschaft stammen, lebt die
Haftung des Anleger gemäß § 172 Abs.4 HGB wieder auf, so dass er bei
einer Insolvenz der Fondsgesellschaft, neben der verlorenen Einlage auch
noch auf Rückgewähr der erhaltenen Ausschüttungen in Anspruch
genommen werden kann.“
Neben einer Inanspruchnahme der Gebau AG als Prospektverantwortliche,
kommen nach Ansicht der KWAG Rechtsanwälte insbesondere
Schadenersatzansprüche gegen die Apotheker- und Ärztebank eG sowie
gegen die Bonnfinanz AG wegen Falschberatung in Betracht. Aufgrund der
institutionalisierten Zusammenarbeit zwischen dem Initiator der Medico
Fonds und der Apotheker- und Ärztebank eG sei diese gegenüber den
Anlegern zu einer Aufklärung über die mit der Fondsbeteiligung
einhergehenden Risiken verpflichtet, sagt Ahrens: „Zu prüfen wird dabei
insbesondere sein, ob die Apotheker- und Ärztebank eG und die Bonnfinanz
AG als bei den von ihnen vermittelten Medico Immobilienfonds ihrer Pflicht
zur Durchführung einer Plausibilitätsprüfung, also der Prüfung der
wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Immobilienobjektes, Genüge getan haben.“
Sollte dies nicht der Fall sein, bestehen für die geschädigten Anleger nach
Einschätzung des KWAG-Rechtsanwalts gute Aussichten, ihre
Schadenersatzansprüche auch gerichtlich durchzusetzen.
Erste Urteile bestätigen diese Rechtsauffassung. So wurde die Deutsche
Apotheker- und Ärztebank eG laut Ahrens bereits wegen unzureichender
Aufklärung über die Risiken einer Beteiligung an der Medico Immobilien
Fonds Nr. 33 KG zur Zahlung von Schadenersatz bei Rückgabe der
Gesellschaftsanteile verurteilt.
Zur Information:
Folgende Medico Fonds bleiben derzeit hinter den prospektierten Erwartungen zurück:
Medico Fonds Nr. 20 SB-Warenhaus TOOM-Markt Gummersbach
Medico Fonds Nr. 21 Neuwied (Teilverkauf)
Medico Fonds Nr. 22 Objekt Hollage
Medico Fonds Nr. 23 Einkaufszentrum Bensberg
Medico Fonds Nr. 24 Geschäfts- und Wohnhaus Detmold
Medico Fonds Nr. 25 Seniorenstift Schwenningen
Medico Fonds Nr. 26 Seniorenwohn- und Pflegeheim Bad Rappenau
Medico Fonds Nr. 27 Airport-Hotel Düsseldorf
Medico Fonds Nr. 28 Linder-Hotel Leipzig
Medico Fonds Nr. 29 Büro- und Geschäftshaus Erfurt
Medico Fonds Nr. 30 Bürozentrum Halberstädter Str. Magdeburg
Medico Fonds Nr. 31 Bürogebäude Berlin Miraustr. 48–54
Medico Fonds Nr. 32 Stadtteilzentrum Berlin Hermannstr.
Medico Fonds Nr. 33 Wohn- und Bürocenter Leipzig-Hamburg
Medico Fonds Nr. 34 Büro Berlin, Büro Leinefelde
Medico Fonds Nr. 35 Wohnungen Berlin, Büro Leipzig
Medico Fonds Nr. 36 Büro- und Verwaltungsgebäude Leipzig, Torgauer Straße
Medico Fonds Nr. 37 Dresden Waldschlößchen
Medico Fonds Nr. 38 Magdeburg Damaschkeplatz
Medico Fonds Nr. 39 Dresden Johannstadt
Medico Fonds Nr. 40 Berlin-Karlshorst, Büro- und Geschäftsgebäude
Medico Fonds Nr. 41 Gera, Potsdam, Quedlinburg
Medico Fonds Nr. 42 Multiplex-Kino UFA-Palast Düsseldorf
Medico Fonds Nr. 43 Dresden Kristallpalast
Medico Fonds Nr. 44 Berlin
Medico Fonds Nr. 45 Technologiezentrum Bielefeld
Medico Fonds Nr. 46 Objekte Leverkusen, Düsseldorf, Duisburg
Medico Fonds Nr. 47 Marienfelde
Medico Fonds Nr. 48 Objekte Köln und Monschau
Medico Fonds Nr. 49 Objekte Speyer und Düsseldorf
Medico Fonds Nr. 52 Seniorenpark Neustadt
Für Rückfragen:
Jan-Henning Ahrens
Jens-Peter Gieschen
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