Latham & Watkins: Immer mehr Mittelständler von Restrukturierungen betroffen

19.09.2014

Bericht vom Roundtable „Restrukturierungen“ der Latham & Watkins LLP am 17. September 2014 in Frankfurt

Frankfurt, den 18. September 2014 – Im Rahmen eines Roundtables im Frankfurter Büro der internationalen Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins LLP gaben führende Restrukturierungsexperten einen Ausblick insbesondere auf den deutschen Markt und diskutierten ihre Beobachtungen mit den anwesenden Medienvertretern. Neben allgemeinen Marktentwicklungen griffen die Referenten Themen wie Anleihe-Restrukturierungen, Distressed M&A, Insolvenzpläne und Schutzschirmverfahren in ihren Vorträgen auf.

Neben Frank Grell, Partner und Leiter der deutschen Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenz bei Latham & Watkins, berichteten Dr. Joachim Englert, Partner bei PriceWaterhouseCoopers im Bereich Business Recovery, Dr. Max Mayer-Eming, Managing Director und Head of Restructuring‎ bei Macquarie sowie Dr. Axel Schulte, Managing Director Turnaround and Restructuring Practice bei AlixPartners, aus der Praxis und zu aktuellen technischen Aspekten ihrer Arbeit.

Politische Krisen erreichen Wirtschaft – Ausblick

Das Jahr 2014 mit seinen internationalen Krisen – etwa in der Ukraine oder im Irak – stellt die exportlastige deutsche Wirtschaft vor große Herausforderungen. Im zweiten Quartal 2014 verlor das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Folge leicht an Dynamik und sank um 0,2% gegenüber dem Vorquartal. Gleichzeitig trübte sich der ifo-Geschäftsklimaindex weiter ein und erreichte mit zuletzt 106,3 Punkten den tiefsten Stand seit Juli 2013.

Dies bleibt nicht ohne Folgen für den Markt für Restrukturierungen: „Im laufenden Jahr sind es vor allem kleinere mittelständische Unternehmen, die Hilfe benötigen“, konstatierte Frank Grell (Latham & Watkins) in seinem Vortrag. Kleinere Unternehmen seien von Phasen wirtschaftlichen Abschwungs tendenziell schneller betroffen, etwa wenn Aufträge ausbleiben oder Forderungen offen bleiben. Das Jahr 2013 wäre im Vergleich vor allem von großen und Aufsehen erregenden Restrukturierungsverfahren geprägt gewesen – beispielsweise beim Fall des Bonner Immobilienkonzerns IVG. Des Weiteren erläuterte Grell: „In den Jahren nach der Finanzkrise haben wir vor allem finanzielle Restrukturierungen gesehen.“ Nun sehe er einen Umschwung hin zu operativen Restrukturierungen, die die Unternehmen zu lange liegen gelassen hätten.

„Zudem beobachten wir derzeit, dass Restrukturierungen häufiger von den Unternehmen selber angestoßen werden, und nicht von den finanzierenden Banken“, ergänzte Dr. Axel Schulte (AlixPartners). Dies gelte beispielsweise für alle energieintensiven Branchen wie die Stahl- und Aluminiumindustrie. „Gleichzeitig sehen wir bereits heute, dass Unternehmen immer häufiger durch Sondereffekte, wie beispielsweise Kartellstrafen vonseiten der Europäischen Kommission, in Schwierigkeiten geraten. Auch derartige Sondereffekte führen zu neuen Restrukturierungsfällen.“

Insgesamt – hierin waren sich die Experten einig – sei auch ein gestiegenes Beratungsbedürfnis aufseiten der Restrukturierungskandidaten erkennbar. „Das liegt daran, dass auch bei mittelständischen Unternehmen die Themen der Restrukturierung sowohl auf der operativen als auch auf der Finanzierungsseite – man denke nur an die Mittelstandsbonds – zunehmend komplexer werden. Zudem wurde das Instrumentarium der Restrukturierung zum Beispiel mit dem ESUG, aber auch mit englischen Verfahren, die auf deutsche Fälle angewandt werden, ausgeweitet“, erläuterte Dr. Joachim Englert (PriceWaterhouseCoopers). Dr. Max Mayer-Eming (Macquarie), führte das Thema Anleihen weiter aus: „Unternehmen haben sich in den letzten Jahren aufgrund des günstigen Marktumfeldes vermehrt mittels High Yield-Anleihen refinanziert und ihre klassische Kreditfinanzierung teilweise aufgegeben. Künftige finanzielle Restrukturierungen dürften in diesem Zusammenhang komplexer werden, auch was das Stakeholder-Management angeht.“

Darüber hinaus würden Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Corporate Finance-Berater heute tendenziell zu einem früheren Zeitpunkt involviert. „Ich begrüße das ausdrücklich“, erklärte Frank Grell (Latham & Watkins). „Mit Blick auf das deutsche Insolvenzrecht ist Zeit Trumpf. Die Chancen, eine Restrukturierung zu beschleunigen, steigen so erheblich. Im Falle der walter services-Gruppe ist uns der Abschluss des Restrukturierungsprozesses im Zuge des Insolvenzverfahrens innerhalb von nur viereinhalb Monaten gelungen“, führte Grell aus.

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