Mittelstand rechnet mit anhaltend hohen Zinsen und sieht Zukunftsaussichten weniger positiv

22.08.2023

- Mittelstand geht von Rückgang der Inflation innerhalb eines Jahres aus – bei Zinsen in 3 Jahren

- Eingetrübte Zuversicht im Mittelstand: Energiepreise, Fachkräftemangel und Überregulierung belaste

- Traditionelle Finanzierungsinstrumente dominieren – die Beziehung zu den Hausbanken bleibt stabil

- ESG-Kriterien spielen noch keine große Rolle bei Finanzierungsgesprächen – es wird aber in Zukunft damit gerechnet

Stuttgart, 21. August 2023 - Die Unternehmensberatungen Ebner Stolz Management Consultants GmbH (Ebner Stolz) und Wolff & Häcker Finanzconsulting AG (whf) legen die Ergebnisse ihrer achten gemeinsamen Studie zur aktuellen Situation und Finanzierung im Mittelstand vor. Im Sommer 2023 befragten die beiden Gesellschaften bundesweit rund 2.500 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem verarbeitenden Gewerbe, um mehr über die Auswirkungen von Krisen, Inflation und Zinsanstieg auf die Finanzierung und das Geschäftsmodell mittelständischer Betriebe zu erfahren.
 
Inflation und Zinsen
 
In den vergangenen drei Jahren wurden mittelständische Unternehmen mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert - von der Corona-Pandemie bis hin zum Konflikt in der Ukraine. Eine bedeutende Folge dieser Krisen ist der signifikante Anstieg des Zinsniveaus sowie eine erhöhte Inflationsrate.
 
Trotz der herrschenden Krise bewerten 48 % der Unternehmen die gegenwärtige Situation als gut bis sehr gut. Dennoch ist dies deutlich weniger als bei der letzten Studie 2021, bei der noch rund 59 % positiv gestimmt waren. Sehr eingetrübt sind allerdings die Zukunftserwartungen. Nur noch ganze 4 % sind hier sehr optimistisch – vor zwei Jahren waren dies noch 16 %. Und auch die positiven Ausblicke liegen mit 42 % deutlich unter dem Wert von 2021 mit 62 %.
 
Differenziert ist die Inflations- und Zinserwartung im Mittelstand.
 
„Der Mittelstand geht aktuell von anhaltend hohen Inflationsraten und Zinsen aus. Allerdings könnte das Vorkrisen-Niveau bei den Inflationsraten in etwa einem Jahr zurückkommen. Dagegen rechnet der Mittelstand erst in drei Jahren wieder mit fallenden Zinsen“, so whf-Vorstand Dr. Mirko Häcker.
 
Mehrere Faktoren belasten das Wachstum im Mittelstand
 
Hier wird der Fachkräftemangel von den Befragten als wichtigster Belastungsfaktor genannt. Nur 6 % gaben an, dies habe bei ihnen keinen Einfluss. Auf den Plätzen 2 und 3 rangieren steigende Energiepreise und eine stetig zunehmende Bürokratie bzw. Überregulierung. Die Überregulierung wird von rund 80 % der Umfrageteilnehmer als belastend oder teilweise belastend genannt – wobei inzwischen 37 % der Aussage, dies sei eine Wachstumsbremse, voll zustimmen (gegenüber 26 % in 2021).
 
Als Konsequenz ergeben sich bei vielen der Befragten Ergebnisrückgänge (77 %) und Probleme bei der Beschaffung von Waren und Rohstoffen (62 %). Liquiditätsengpässe bleiben mit 15 % erfreulicherweise die Ausnahme. Um die Liquidität zu sichern, wird weiterhin vor allem das Instrument der Kurzarbeit genutzt (60 %). Auch die Strompreisbremse (31 %) wird von einem wesentlichen Anteil hierbei genannt. Stärker als in der Vergangenheit werden Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern thesauriert, um die Eigenkapital- und Liquiditätssituation zu stabilisieren.
 
Finanzierungsverhalten bleibt auch in Krisen-Zeiten sehr stabil
 
Trotz der Corona- und Ukraine-Krise stellt sich das Finanzierungsverhalten im Mittelstand sehr stabil dar. Es gibt weder eine Kreditklemme noch eine verstärkte Bereitschaft im Mittelstand, neue Kapitalgeber oder Finanzierungsinstrumente einzubeziehen.
 
„84 % der Befragten gaben an, bei der Kapitalbeschaffung keine Probleme gehabt zu haben. Sie setzen weiterhin auf Bank- und Förderdarlehen sowie Factoring und Leasing, was offensichtlich gut funktioniert“, so whf-Vorstand Prof. Dr. Hendrik Wolff.
 
Veränderungsdruck für die Unternehmen entsteht vor allem durch Personalbedarf (88 %), Prozessoptimierung/Digitalisierung (66 %) und Kostenmanagement (58 %).
 
ESG-Kriterien werden wichtiger, spielen in Bankgesprächen aber oft noch keine Rolle
 
Die nachhaltige Ausrichtung des eigenen Geschäftsmodells sowie die Berücksichtigung von ESG-Kriterien sind für viele mittelständische Unternehmen wichtig. Gründe hierfür sind zunehmende regulatorische Vorgaben (75 %), das Kaufverhalten der Kunden (54 %), aber auch die eigene Motivation der Geschäftsführung (54 %). Dennoch sind 52 % - und damit eine Mehrheit – in Finanzierungsgesprächen mit den ESG-Kriterien noch nicht konfrontiert worden.
 
Michael Euchner, Partner bei Ebner Stolz, ist davon überzeugt: „ESG-Kriterien werden für die Finanzierung immer wichtiger – günstigere Zins-Konditionen z.B. bei der L-BANK und Bürgschaftsbank zeigen den Weg auf.“

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