Schultze & Braun

Selb. In den Verkaufsgesprächen für die Rosenthal AG hat ein Investor ein erstes verbindliches Angebot vorgelegt. Dies hat der vorläufige Insolvenzverwalter der Rosenthal AG, Volker Böhm von Schultze & Braun, heute bestätigt. Das Angebot wird nun mit den Gläubigern abgestimmt. „Die Verhandlungen mit den Interessenten laufen derzeit intensiv weiter und werden so schnell wie möglich zum Abschluss gebracht“, sagte Böhm.

Böhm betonte, dass Rosenthal trotz der Insolvenz nach wie vor ein höchst attraktives Unternehmen sei. Mit einem Marktanteil von 36 Prozent im Fachhandel ist Rosenthal klarer Marktführer in Deutschland. Das Unternehmen stützt sich dabei auf ein dichtes Netz von kompetenten Fachhandelspartnern, davon knapp 2.100 in Deutschland.

Böhm wies zudem darauf hin, dass Rosenthal in den letzten Jahren bereits wichtige Schritte gegangen sei, um sich für die Zukunft neu aufzustellen. So habe das Unternehmen in den letzten Jahren gezielt neue Märkte erschlossen, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Mittlerweile werden Rosenthal-Produkte im Ausland von 2.600 Fachhändlern angeboten.

Schwerpunkt dieser Expansionsstrategie sind schnell wachsende Märkte wie China, Indien, der Mittlere Osten und Osteuropa. Rosenthal hat in diesen Regionen im vergangenen Jahr weit überdurchschnittliche Zuwachsraten erzielen können. So nahm in den Vereinigten Arabischen Emirate der Umsatz um 115 Prozent zu, in Australien 55 Prozent, in Osteuropa 12 Prozent und in Indien sogar 865 Prozent. Den weiteren Ausbau des internationalen Geschäfts unterstützt Rosenthal mit einem internationalen Franchise-Konzept. Franchise-Partner gibt es bereits in Polen, Russland, Ukraine, China, Indien und Iran. Taiwan, Korea, Thailand, Singapur und Indien folgen in Kürze.

Zusätzlich hat Rosenthal begonnen, neue Marktsegmente zu erschließen. Zu den neuen Produkten zählen Schmuck aus Porzellan, Produktdiversifikation bei Home-Accessoires (Textilien, Kerzen etc.) sowie Kochgeschirr und Küchen-Accessoires. Dies wird ergänzt durch neue Vertriebspartnerschaften, etwa über hochwertige Juweliere und Schmuckfachgeschäfte oder über Kooperationen mit renommierten Galerien (Rosenthal-Kunst).

Weiterhin baut Rosenthal seit einiger Zeit gezielt das Großkundengeschäft aus. So werden die Fluggäste der Lufthansa in der Business Class künftig von Rosenthal-Porzellan speisen. Dafür hat Rosenthal exklusiv für die Lufthansa eine neue Kollektion entwickelt.

Auch die südkoreanische Fluglinie „Asiana Airlines“ hat bei Rosenthal Porzellan für ihre First und Business Class geordert. Hier hat Rosenthal eine eigene Kollektion aus „Fine Bone China“ entwickelt. Die beiden Aufträge von Lufthansa und Asiana haben gemeinsam einen Wert von mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr, die Zusammenarbeit ist für mehrere Jahre geplant.

Zusätzlich setzt Rosenthal in der Produktion zunehmend auf neue, innovative Verfahren und Technologien. Diese werden im hauseigenen IWT (Institut für Werkstofftechnik) entwickelt, so etwa der extrem dünne Scherben bei der Kollektion „Landscape“, der eine höchst innovative Fertigung erforderte und eine besondere technische Herausforderung bedeutete.

Das IWT stellt kontinuierlich chemische, physikalische und mikroskopische Untersuchungen an Werkstoffen an und unterzieht die Produkte ständigen Funktionstests. Beispielsweise erforderte die bereits vorgenommene Automatisierung von Prozessen eine messtechnische Begleitung, die in manchen Bereichen auch zu Modifizierungen der Werkstoffe oder zu Neuentwicklungen führte, etwa zur Entwicklung einer neuen Stempelfarbe, die auch auf rohem Scherben eine präzise Stempelung möglich macht.

Rosenthal zählte auch die bereits unternommenen Schritte zur Restrukturierung des Unternehmens auf, wie etwa die Automatisierung der Produktion. So wurden für die Einführung von Robotertechnik in die Porzellanproduktion in den vergangenen Jahren weit über 30 Millionen Euro investiert. Dafür wurde die Produktion grundlegend umstrukturiert. Die automatisierte Produktion wurde im Werk Speichersdorf zusammengefasst, die Manufaktur-Fertigung von hochwertigen Image-Produkten im Werk in Selb. In diesem Zuge wurden bereits circa 300 Arbeitsplätze abgebaut. Auch während des Insolvenzverfahrens werden ständig weitere Maßnahmen zur Kostensenkung umgesetzt.

Auf der Produktseite hat Rosenthal in den letzten Jahren eine ganze Reihe neuer, erfolgreicher Produktlinien eingeführt, darunter die Kollektion „Landscape“. Mit „Landscape“ hat Rosenthal bis Ende Dezember 2008 – also nur zehn Monate nach der Vorstellung auf der Ambiente – knapp 1,2 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. In der GfK-Hitliste für den Zeitraum Mai bis August 2008 findet sich Landscape dann auch bereits auf Platz 86 von 585 erfassten Servicen. Ein ungewöhnlich gutes Ergebnis für eine neue Kollektion.

Zusätzlich setzt Rosenthal unverändert auf die Zusammenarbeit mit renommierten Designern. Für Rosenthal haben weit über 150 Künstler, Designer und Architekten Kollektionen entworfen. Aktuelle Designer sind u.a. Patricia Urquiola, Konstantin Grcic, Stefan Diez, Robin Platt, Cairn Young, Jasper Morrison, Cedric Ragot, Dror Benshetrit, Pieke Bergmans und Christian Tortu.

Rosenthal hat seit seiner Gründung über 400 Designpreise gewonnen und ist mit zahlreichen Referenzen in international anerkannten Museen vertreten. Erst im vergangen Jahr wurde die Kollektion „Landscape“ der spanischen Star-Designerin Patricia Urquiola mit dem „Good Design Award 2008“ des Chicago Atheaneum ausgezeichnet, einem der weltweit bedeutendsten Designpreise. Und schließlich wurde Rosenthal beim Marken-Ranking „Best Brands“ 2009 auf den 5. Platz in der Kategorie „Beste Designmarke Home & Living“ gewählt – noch vor anderen internationalen Premium-Marken wie Villeroy & Boch, lignet roset und Robbe und Berking.

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