Schultze & Braun: Rosenthal wird grundlegend restrukturiert
Schultze & Braun
Selb. Der vorläufige Insolvenzverwalter der Rosenthal AG, Volker Böhm von Schultze
& Braun, hat eine grundlegende Restrukturierung des Unternehmens angekündigt.
Das Sanierungskonzept sieht sowohl strukturelle Maßnahmen als auch den Abbau
von Arbeitsplätzen vor, um Rosenthal zu retten. Auf einer Betriebsversammlung
informierte Böhm heute die knapp 1.300 deutschen Mitarbeiter über seine Pläne.
Wichtigstes Ziel sei und bleibe der Verkauf des Unternehmens an einen strategischen
Investor. „Um die laufenden Kaufverhandlungen zum Abschluss zu bringen, ist
es bereits zum jetzigen Zeitpunkt erforderlich, mit Restrukturierungsmaßnahmen –
insbesondere im Personalbereich – zu beginnen“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter.
Böhm zeigte sich im Übrigen zufrieden über den Fortgang der Investorengespräche.
„Die Verhandlungen machen weiterhin gute Fortschritte“, sagte Böhm. „Ich rechne
nach wie vor damit, dass wir in wenigen Wochen mit einem der Interessenten einig
werden können und Rosenthal in neue Hände übergeht.“
Die geplanten Sanierungsmaßnahmen sollen zudem sicherstellen, dass das Unternehmen
notfalls auch ohne einen Investor überlebensfähig ist. „Wir haben in den
letzten Wochen detailliert Kosteneinsparungspotenziale identifiziert, die wir jetzt im
Rahmen eines zukunftsorientierten Konzepts umsetzen werden“, so Böhm.
Rosenthal muss ab dem 1. April 2009 die Löhne wieder selbst bezahlen. Als Insolvenzverwalter
darf Böhm von Gesetzes wegen keine Verluste einfahren. Böhm: „Die
vor der Insolvenz eingeleitete Restrukturierung reicht dazu aber noch nicht aus.“ Infolge
der Wirtschaftskrise hat sich die Situation des Gesamtmarktes in den letzten
Monaten weiter verschlechtert, was auch bei Rosenthal zu einem weiteren Umsatzrückgang
geführt hat.
Böhm hat deshalb ein detailliertes Maßnahmenpaket zur Verschlankung der Produktion
und zur Verbesserung der Produktionsabläufe eingeleitet. Dazu wird u.a. die Palette
von derzeit über 6.000 selbst hergestellten Produkten in einem ersten Schritt um
rund 20 Prozent reduziert, allerdings ohne die Kernprodukte anzugreifen.
Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland sei hingegen nicht erforderlich, erläuterte
Böhm, da Rosenthal in Speichersdorf über ein modernes, wettbewerbsfähiges
Werk verfüge. Zusätzlich wird sich Rosenthal auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.
Rosenthal wird sich daher von dem Möbelwerk im westfälischen Espelkamp
trennen. Hier wird derzeit mit einem Kaufinteressenten verhandelt.
Weiterhin kündigte Böhm Einschnitte auch beim Personal an. Im April werden rund
300 Rosenthal-Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten. Dies entspricht etwa 250 Vollzeitstellen.
Von den Kündigungen betroffen sind v.a. Mitarbeiter aus der Hauptverwaltung in
Selb, um die Anzahl der Verwaltungsmitarbeiter wieder in ein betriebswirtschaftlich
gesundes Verhältnis zur Unternehmensgröße zu bringen. Hier wird rund 80 Mitarbeitern
gekündigt. In der Produktion am Stammsitz in Selb wird es rund 40 Kündigungen
im Werk Rotbühl und 20 in der Dekor-Druckerei geben. In Speichersdorf sind rund 40
Mitarbeiter in der Produktion und rund 20 Mitarbeiter im Zentrallager betroffen. Bei
der Rosenthal Studio Haus GmbH und der Keramik Vertrieb GmbH werden zusammen
rund 60 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Hinzu kommen rund 35 Mitarbeiter
bei Rosenthal-Möbel in Espelkamp, falls der Verkauf nicht kurzfristig zustande
kommt. Für die knapp 200 Mitarbeiter in den ausländischen Rosenthal-
Gesellschaften stehen zurzeit keine Entlassungen an. Eine Entscheidung darüber ist
Sache des zukünftigen Investors.
Der Betriebsrat wurde über die anstehenden Maßnahmen bereits informiert. Böhm
wird in Kürze in Verhandlungen mit dem Rosenthal-Gesamtbetriebsrat treten, um die
Sozialauswahl zu bestimmen. Die zu kündigenden Mitarbeiter erhalten eine Abfindung,
die sich aus den Vorgaben der Insolvenzordnung ergibt. Die Kündigungsfrist
beträgt innerhalb eines Insolvenzverfahrens für alle Mitarbeiter einheitlich drei Monate.
Über die weiteren Einzelheiten werden die betroffenen Mitarbeiter in Kürze auf
einer getrennten Betriebsversammlung informiert.
Zusätzlich prüft Böhm die Möglichkeit einer Transfergesellschaft, in der sich die gekündigten
Mitarbeiter weiterqualifizieren könnten und bei der Vermittlung in den ersten
Arbeitsmarkt unterstützt werden.
"Ich bedauere sehr, dass es nicht ohne Entlassungen geht. Was jetzt aber Vorrang
hat, ist das Wohl des gesamten Unternehmens und der überwiegenden Zahl der Arbeitsplätze,“
sagte Böhm. "Rosenthal ist nach wie vor ein attraktives Unternehmen
mit einer starken Marke, das mit der nun begonnenen Restrukturierung in eine gute
Zukunft blickt.“
Kontakt:
Pressesprecherin RAin Ronja Sebode, Mail: RSebode@schubra.de, Telefon: 07841/708-0
Pressemitteilung unter: www.schubra.de/de/presse/presseservice/index.php
Die Schultze & Braun Rechtsanwaltsgesellschaft für Insolvenzverwaltung mbH beschäftigt
sich seit über 30 Jahren mit allen Fragen der Insolvenz- und Zwangsverwaltung. Bundesweit
ist Schultze & Braun an 30 Standorten tätig, es werden jährlich Hunderte von Insolvenzverfahren
bearbeitet – von der Privatinsolvenz bis zur internationalen Großinsolvenz.