TMA-Mitgliederumfrage 2024: Ergebniseinbrüche bleiben der größte Krisentreiber

05.06.2024

• Zahl der Restrukturierungsfälle nimmt in allen Branchen zu

• Unternehmen weiter zögerlich bei der Bekämpfung der Krisenursachen

Frankfurt a.M., 3. Juni 2024 – Der Restrukturierungsbedarf in der deutschen Wirtschaft wächst. Sieben von zehn im Rahmen der jüngsten Mitgliederumfrage der TMA Deutschland befragten Restrukturierungsexperten beobachten aktuell eine hohe Zahl von Restrukturierungsfällen in einzelnen Branchen. Jeder Fünfte sieht sogar eine sehr hohe Zahl über alle Branchen hinweg, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Kaum Besserung verzeichnen die Experten bei der Krisenbewältigung: Weiterhin haben zwei Drittel der krisenanfälligen Unternehmen keine entsprechenden Maßnahmen umgesetzt. Der Anteil derjenigen, die zumindest Maßnahmen definiert haben, ist indessen leicht gestiegen.

„Deutschland hat nach wie vor große Herausforderungen bei der Transformation seiner Industrien zu bewältigen. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld deutet noch nicht auf eine nachhaltige Verbesserung oder gar Entspannung hin. Viele TMA-Mitglieder gehen deshalb davon aus, dass sich in den kommenden Monaten bei einer größeren Zahl Unternehmen ein Restrukturierungsbedarf ergeben wird." – Dr. Gerd Sievers, Leiter des TMA-Facharbeitskreises Restrukturierungsberatung sowie vormals Senior Partner und Co-Head des Bereichs RPT im Münchner Büro von Roland Berger

Die größten Probleme bereiten den Unternehmen weiterhin Ergebniseinbrüche, gefolgt von Liquiditätsproblemen. Absatzrückgänge sind seltener Auslöser für eine Krise. Am stärksten betroffen sind wie in den Vorjahren Automobilindustrie und Baugewerbe, gefolgt von Handel und Konsumgüterbranche. Über alle Branchen hinweg zeigt sich, dass sich die Herangehensweise an die Krisenbewältigung nur mäßig verbessert hat: 48 % der Umfrageteilnehmer geben an, ihre Mandanten hätten zwar Maßnahmen definiert, aber nicht umgesetzt (Vorjahr 37 %). 28% sagen, der Effekt der umgesetzten Maßnahmen sei zu gering (Vorjahr 14 %). Rückgängig ist die Zahl der Unternehmen, die gar keine Maßnahmen angegangen ist (20 % – Vorjahr 25 %), sowie derjenigen, die die falschen Maßnahmen umgesetzt haben (14 % – Vorjahr 24 %).

„Trotz des akuten Krisenumfelds sind die Unternehmen bisweilen zu zögerlich bei der Ergreifung wirksamer Maßnahmen. Gerade wenn es darum geht, in einer Ergebniskrise gegenzusteuern, sind zielgerichtete operative Maßnahmen unumgänglich. In der Liquiditätskrise gilt es, rasch vorhandene Cash-Potenziale zu heben, um das Steuer möglichst wieder herumzureißen.“ – Dr. Rainer Bizenberger, Co-Leiter des TMA-Facharbeitskreises Restrukturierungsberatung sowie Partner & Managing Director AlixPartners, Co-Head der Restrukturierungspraxis in DACH

Gefragt nach den wesentlichen Krisenursachen nennen fast 90 % der Umfrageteilnehmer den Anstieg der Finanzierungskosten. 72 % geben Rückgänge beim Auftragseingang und 69 % höhere Personalkosten an. Dicht auf folgen Umsatzrückgänge (63 %), restriktivere Kreditvergabe durch Banken (61%), gestiegene Energiekosten (60 %), Personalknappheit (59 %), höhere Materialkosten (52 %) und branchenspezifische Trends wie eMobility oder eCommerce (50 %). Materialknappheit und Lieferkettenprobleme werden hingegen kaum mehr als Problem gesehen (12 %).

„Es gibt nicht die eine entscheidende Krisenursache. Die finanzielle Stabilität der Unternehmen wird durch eine Vielzahl verschiedener, sich teils gegenseitig verstärkender Ursachen ins Wanken gebracht. Dies macht es für Unternehmenslenker oftmals so schwierig, zum einen die Krise frühzeitig zu erkennen und zum anderen rechtzeitig gegenzusteuern.“ – Rüdiger Wolf, Co-Leiter des TMA-Facharbeitskreises Restrukturierungsberatung sowie Managing Director und Senior Partner bei der Boston Consulting Group in Hamburg

Auf die Frage, wie ihre Mandanten nach eigenen Angaben auf Krisenursachen reagieren möchten, antworten die Befragten, dass die meisten ausgewählte operative Maßnahmen und Optimierungen planen (78 %). Geringer ist der Anteil derjenigen, die eine ganzheitliche Transformation, eine Portfolioanpassung oder eine außergerichtliche finanzielle Restrukturierung anstreben (zwischen 40 und 50 %). Seltener in Betracht gezogen werden Restrukturierungen im Rahmen eines Insolvenzverfahrens (rund 20 %) und finanzielle Restrukturierungen im Rahmen eines StaRUG-Verfahrens (weniger als 10 %).

Für die kommenden zwölf Monate erwarten die TMA-Mitglieder einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Restrukturierungsberatung. Den deutlichsten Nachfrageanstieg verzeichnen die Experten schon bisher bei der Umsetzungsbegleitung und bei Restrukturierungskonzepten, gefolgt von Sanierungsgutachten und Konzepten für ausgewählte operative Verbesserungen. Einen leichten Nachfragerückgang machen die Befragten nur beim Insolvenzplan aus.

Die TMA-Mitgliederumfrage wurde im März/April 2024 online durchgeführt.

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