Project-Immobilien-Gruppe – Der nächste Akt im Insolvenzdrama

04.09.2023

Das Insolvenzdrama über die Project-Immobilien-Gruppe weitet sich aus. 56 der 118 Baustellen-Gesellschaften haben Insolvenzanträge gestellt, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm aus der Kanzlei Schulze & Braun am Freitag mitteilte. Laut einer Liste sind besonders viele Projekte in Berlin betroffen. Die Pleitewelle hatte im August zunächst vier operative Einheiten in Nürnberg und zwei Vertriebsfirmen in Bamberg erfasst. Betroffen sind nun 33 Projektgesellschaften mit laufenden oder nahezu abgeschlossenen Bauprojekten. Bei den übrigen handele es sich um reine Grundstücksgesellschaften oder um Altgesellschaften, deren Bauprojekte abgeschlossen seien, heißt es in der Mitteilung.

Das Ende sei noch nicht erreicht, weitere Insolvenzanträge von Projektgesellschaften würden folgen, teilte Böhm mit. Arbeitnehmer beschäftigen die insolventen Projektgesellschaften indes nicht. Das Management der Baustellen betrieb die Project-Immobilien-Gruppe mit einem zentralen Steuerungsarm aus Nürnberg.

Weitere Optionen

Dort stehen die Holding und die operative Gesellschaft seit Mitte August unter vorläufiger Insolvenzverwaltung der Kanzlei Schulze & Braun. "Durch die Insolvenzverfahren erhalten wir weitere Optionen für die laufenden Bauprojekte", betonte Böhm, der sich mit zwei Kolleginnen um die Firmengruppe kümmert.

Das zuständige Insolvenzgericht hat Böhm als Sachverständigen eingesetzt und beauftragt, die Finanzsituation und Fortführungsoptionen der einzelnen Projektgesellschaften zu prüfen. "Unser Ziel ist es, die Bauarbeiten bei möglichst vielen Bauprojekten wieder aufzunehmen und diese Projekte fertig zu bauen", sagte er am Freitag. "Durch die Insolvenzverfahren erhalten wir weitere Optionen für die laufenden Bauprojekte."

Fest steht damit wohl aber auch, dass Verhandlungen mit den Fonds über eine Finanzspritze gescheitert sind. Die Gruppe verzichtete bewusst auf Bankkredite. Stattdessen sammelte sie das nötige Kapital über Fonds ein. Rund 30.000 Fondsanleger stellten dem Projektentwickler insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro Eigenkapital zur Verfügung.

Mit dem Geld der Anleger kaufte die Gruppe Grundstücke, entwickelte Projekte und zahlte schließlich nach erfolgreichem Verkauf der Wohnungen, Läden oder Büros das Investment plus Rendite zurück.

Welche Folgen die zahlreichen Insolvenzen für die Anleger haben werden, ist noch offen. Die Fonds stellten vergangene Woche ihre "gewinnunabhängigen" Ausschüttungen ein, mit denen sie jahrelang die Anleger angelockt hatten. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), in der die Fonds liegen und die von der Finanzaufsicht Bafin beaufsichtigt wird, hat keine Insolvenz angemeldet. Sollte es dort zu einer Pleite kommen, wäre das ein Fall für die Aufsicht. Wie die Behörde auf Anfrage des Handelsblatt mitteilte, habe man "die Entwicklungen rund um die Project-Unternehmensgruppe im Blick" und stehe in engem Austausch mit der KVG.

Totalausfall gilt unter Experten als unwahrscheinlich

"Wir beobachten, inwieweit sich die potenziellen Insolvenzen indirekt auf die Werthaltigkeit der Fonds auswirken und ob sich die Situation durch weitere Insolvenzen verändert", sagte eine Sprecherin. Wenn die KVG selbst zahlungsunfähig werden würde, "könnte die Bafin Weisungen erteilen oder im äußersten Falle einen Insolvenzantrag veranlassen", heißt es weiter.

Branchenkenner halten einen Totalausfall jedoch für unwahrscheinlich, weil mangels Bankkrediten den Fonds die Mittel aus den Insolvenzmassen der Objektgesellschaften zufließen müssten. Mit vielleicht sogar hohen Verlusten müssten Investoren indes trotzdem rechnen.

Die Arbeiten auf den Baustellen standen seit einigen Wochen still. Investoren und Generalunternehmer hätten jedoch Interesse bekundet, bei der Fertigstellung der Bauprojekte zu unterstützen, sagte Böhm am Freitag. Viele der Projekte seien zudem weit fortgeschritten, sodass hier eine Fertigstellung in absehbarer Zeit möglich sei, sofern die Finanzierung gesichert werde. "Aber auch für Projekte in früheren Baustadien kann es Lösungen geben", sagte Böhm. "Wir stehen bereits mit potenziellen Vertragspartnern in Gesprächen."

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